Aufsätze
- Markus Iff: Einheit und Vielfalt der Kirche. Dogmatische und ökumenische Reflexionen am Beispiel des Bundes Freier evangelischer Gemeinden
- Oliver Pilnei: Die Frage nach Begründung und Funktion des ordinierten Amtes im deutschen Baptismus im Zusammenhang der Einführung eines neuen Berufsstandes
Predigtwerkstatt
- Michael Schroth: Von Nachfolge und Verletzlichkeit. Predigt zu Markus 10, 17-27
- Kommentar zur Predigt von Michael Schroth (Friedbert Neese)
Zum Inhalt
In diesem Theologischen Gespräch steht das kongregationalistische Kirchenmodell im Mittelpunkt der theologischen Aufmerksamkeit. Ein Großteil der Freikirchen im deutschsprachigen Raum ist kongregational verfasst und organisiert. Das heißt: Höchste geistliche und theologische Autorität liegt nicht bei kirchlichen Amtspersonen oder bei kirchlichen Leitungsgremien, sondern bei der Gemeindeversammlung, also bei den versammelten Gläubigen der Ortsgemeinde. Daraus resultiert die theologische und geistliche Selbständigkeit der Ortsgemeinde, die im Vollsinne Kirche ist, aber gleichzeitig nicht den Anspruch erhebt, die ganze Kirche zu sein.
Markus Iff, Professor für Systematische Theologie und Ökumenik an der Theologischen Hochschule Ewersbach, entfaltet die kongregationalistischen Grundüberzeugungen aus Sicht des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland (BFeG). Die theologische Betonung der Selbständigkeit der Ortsgemeinde führt bei gleichzeitigem Bewusstsein für die überörtliche und weltweite Dimension der Kirche Jesu Christi zu einem Gemeindeverständnis, in dem Einheit und Vielfalt wesentliche und bleibende ekklesiologische Größen sind. Iff zeigt am Beispiel Freier evangelischer Gemeinden, wie selbständige Ortsgemeinden in ihrem Verhältnis zu überörtlichen Strukturen und zur weltweiten Kirche Jesu Christi in angemessener Weise zugleich Freiheit und Verbindlichkeit leben können.
Oliver Pilnei, Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Elstal, adressiert mit seinem Beitrag die Frage, welche Rolle das Amt und die Ordination in einem kongregational verfassten Gemeindebund spielen können. Er legt im Kontext des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) eine theologische Begründung des ordinierten Amtes dar, und zwar ausgehend von der kongregationalistischen Kernüberzeugung des Priestertums aller Gläubigen. Pilnei zeigt, warum das Priestertum aller Gläubigen nicht als theologisches Gegenmodell zum Amt verstanden werden muss, sondern geradezu als dessen theologische Begründung dienen kann. Diese theologischen Überlegungen werden von ihm dann mit den neueren Entwicklungen im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden kritisch ins Gespräch gebracht, nämlich mit der 2023 beschlossenen Einführung eines neuen öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses.
In der aktuellen Predigtwerkstatt bringt Michael Schroth (BFeG), Professor für Praktische Theologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach, in seiner Predigt zu Markus 10, 17-27 die Begriffe Nachfolge und Verletzlichkeit miteinander ins Gespräch, und Pastor i. R. Friedbert Neese (BEFG) bespricht die Predigt erfahren und differenziert. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine erkenntnisreiche und weiterführende Lektüre.
Maximilian Zimmermann (Schriftleitung)