2015, Heft 3 * Wort der Schriftleitung
In den vergangenen Monaten hat die Anzahl von Flüchtlingen, die sich auf den Weg aus Afrika und dem Nahen Osten nach Europa machen, deutlich zugenommen. Umso wichtiger ist das Thema dieser Ausgabe des THEOLOGISCHEN GESPRÄCHS, denn jenseits der aktuellen Fragen von Kirchenasyl und politischen Entscheidungen über „Kontingente“ in den europäischen Staaten, stellt die Begegnung mi Menschen, die in die „eigene“ Kultur immigrieren, eine Herausforderung in theologischer und persönlicher Hinsicht dar.
MICHAEL NAUSNER, Professor für Systematische Theologie an der methodistischen Theologischen Hochschule Reutlingen, hat einen Forschungsschwerpunkt im Bereich der interkulturellen Theologie. Er kommentiert in seinem Beitrag das letzte große Missionsdokument des Weltrates der Kirchen „Gemeinsam für das Leben“. Zugleich zeigt er, wie stark der Einfluss einer postkolonialen Perspektive auf die Missionswissenschaft und einige Themen der Systematischen Theologie und wie fruchtbar diese ist.
MICHAEL KISSKALT, Professor für Missionswissenschaften und Interkulturelle Theologie an der baptistischen Theologischen Hochschule Elstal, wurde 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zum Thema „Das Tagebuch des Richard E. Mbene und sein missionshistorischer Kontext“ promoviert. Er reflektiert die Dynamiken interkultureller Begegnungen, die ihm auch persönlich durch Erfahrungen in Europa und Afrika bekannt sind, wissenschaftlich vor dem Hintergrund des interkulturellen Modells des amerikanischen Pädagogen Milton Bennett. Die sechs Stufen, die nach Bennett jeder Mensch in der Begegnung mit einer fremden Kultur durchlaufen müsse, versteht Kißkalt als Brücken und empfiehlt die als Standortbestimmung, von der ausgehend man Schritte interkulturellen Lernens gehen kann.
Pastor THOMAS KLAMMT stand sieben Jahre als theologischer Lehrer im Dienst der Europäischen Baptistischen Mission International (EBM) in Südafrika. Seit 2015 ist er Referent für Integration und Migration im Dienstbereich Mission des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Aufgrund seiner interkulturellen Erlebnisse reflektiert er eigene Erfahrungen im Umgang mit Fremdheit und gibt vielfältige Hinweise zum Umgang mit Fremden mit Hilfe des Modells der fünf Sprachen der Liebe von Gary Chapman.
In der Predigtwerkstatt wird ein „Werkstück“ vom Baptistenpastor in Zürich GERHARD NEUMANN zum sogenannten Sündenfall von Genesis 3 präsentiert. In Augenschein nimmt die Predigt der Alttestamentler der Theologischen Hochschule Ewersbach (Bund Freier evangelischer Gemeinden) JULIUS STEINBERG. In der Bibel begegnet dem Leser häufig eine fremde Kultur, so dass auch das Verständnis der biblischen Texte durch die Aufsätze dieser Ausgabe angeregt werden kann.
Michael Rohde (Schriftleitung)