2014, Heft 1 * Wort der Schriftleitung
Diese Ausgabe des THEOLOGISCHEN GESPRÄCHS bietet zwei Aufsätze, die in fruchtbarer Weise exegetische Betrachtungen mit dogmatischer Kraft verbinden und zur Klärung relevanter Fragen beitragen:
Der Beitrag von Dr. HANS-JOACHIM ECKSTEIN, Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen, geht auf einen Vortrag vor Schulleiterinnen und Schulleitern zurück, der zum Umgang mit Menschen aus theologischer Sicht gehalten wurde.
Seine Ausführungen reagieren auf den seit der Aufklärung sich verstärkenden Eindruck, der Mensch würde gesellschaftlich als positiv und gut angesehen, theologisch und kirchlich aber als negativ und defizitär. Diese Auffassung entkräftet Eckstein, indem er schöpfungstheologisch und christologisch ein „Evangelium von der Annahme“ charakterisiert, bei dem die bejahende Liebe und unbedingte Annahme Menschen dazu bringt, sich zu verändern, obwohl Gottes Zuwendung nicht an die Bedingungen geknüpft ist, dass sich der Mensch verändern muss. Mit aufschlussreichen Beobachtungen zeigt der Autor, dass die Evangelien durch überraschende Perspektivwechsel für eine aus dem Glauben begründete Toleranz werben. Dieser grundlegende exegetische und systematische-theologische Beitrag zeigt, wie relevant Theologie für einen gesellschaftlichen Diskurs sein kann.
Dr. WILFRID HAUBECK, emeritierter Professor für Neues Testament und Rektor der Theologischen Hochschule Ewersbach, arbeitet an einem Kommentar des Epheserbriefes. Für das THEOLOGISCHE GESPRÄCH hat er dankeswerterweise ein bedeutendes Thema des Epheserbriefes – die Frage nach der Erwählung – als selbstständigen Artikel aufgegriffen. Mit Hilfe sehr genauer Textbeobachtungen und systematischer Kraft geht Haubeck der Frage nach, wie der Epheserbrief Gottes Erwählung versteht. Er setzt sich detailliert damit auseinander, ob die paulinische Argumentation als eine individuelle Prädestination zum Heil (oder Unheil) zu verstehen sei oder Gottes Erwählung in Christus das Heil aller Menschen schafft.
Die Predigtwerkstatt präsentiert zu einem bekannten Text, der Heilung des Bartimäus (Mk 10,46-42), eine ungewöhnliche Predigt. Durch „Mein Bartimäus“ reflektiert Pastor MICHAEL SCHALLES über einen Bartimäus, der den Mund hält und nicht nach Jesus ruft, und kontrastiert ihn mit dem Predigttext. BASTIAN ERDMANN, Pastor des Gemeindejugendwerkes Norddeutschland kommentiert die Predigt.
Dank des Verlages ist diese Ausgabe des THEOLOGISCHEN GESPRÄCHS vier Seiten umfangreicher aks üblich. Dadurch mussten die beiden exegetischen Beiträge kaum gekürzt werden und eine Rezension fand noch Platz.
Ein nachhaltiges Lesevergnügen wünschen wir Ihnen auch 2014.
Dr. Michael Rohde (Schriftleitung)