2013, Heft 4 * Wort der Schriftleitung
Ein Blick in die Mentalitätsgeschichte ist häufig auch spannende und kontroverse Auslegungsgeschichte der Bibel. Dr. MASSIMO RUBOLI zeigt in seinem Beitrag wie in England und Amerika der Gedanken aufkam, ein auf besondere Weise erwähltes Volkes Gottes zu sein. Mit Hilfe typologischer Auslegung alttestamentlicher Texte verstanden sich Emigranten in Amerika teilweise als neues Israel in einem neuen Kanaan und entdeckten Amerika quasi ein zweites Mal, und zwar in den Texten der Bibel.
Rubboli zeigt anschaulich, wie Roger Williams aus einer Außenseiterposition heraus dem Mythos vom erwählten Volk widersprach. Seine Argumentation blieb jedoch letztlich für die Entwicklung des amerikanischen Nationalbewusstseins folgenlos, nicht aber sein Eintreten für die konsequente Trennung von Staat und Kirche. Massimo Rubboli ist Professor für Amerikanische Geschichte an der Universität Genua und Mitglied der Theologischen Kommission des Bundes der Baptistengemeinden Italiens (Unione Christiana Evangelica Battista d’Italia). Der vorliegende Aufsatz geht auf den Festvortrag von Rubboli anlässlich des Instituts für Baptismusstudien am Theoloigschen Seminar Elstal (FH) zurück, den er beim Festakt am 21. November 2012 gehalten hat. Der Aufsatz ist für die Drucklegung dankenswerterweise von Dr. Martin Rothkegel umfassend bearbeitet und übersetzt worden.
Dr. Andreas Heiser, Professor für Kirchengeschichte am Theologischen Seminar Ewersbach, hat in der Ausgabe 3/2012 zum Thema „Wie man Geschichte schreiben soll“ eine Skizze einer frei-evangelischen Historik entworfen und fünf Modelle vorgestellt, die hinter der bisherigen Geschichtsschreibung über die Vergangenheit der Freien evangelischen Gemeinden standen. Mit seinem Beitrag entwickelte er Perspektiven, wie zukünftig ein Weg zur Aufarbeitung und Darstellung von (freikirchlicher) Geschichte aussehen müsste. Vor und nach Veröffentlichung dieses Beitrags kam es zu einem literarischen theologischen Gespräch mit Dr. WOLFGANG DIETRICH, dessen Impulse wir gerne veröffentlichen. Wolfgang Dietrich war Studienrektor des Gymnasiums in Unna und von 1988-2007 Herausgeber der Reihe „Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden“.
Aus der Predigtwerkstatt stammt ein Werkstück von KLAUS SCHÖNBERG, der aus Anlass eines Gemeindejubiläums eine Predigt zum Thema interkulturelle Gemeinde gehalten hat. Schönberg arbeitet als Referent für Gemeindegründung im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Seine Predigt wird kommentiert von SASCHA RÜTZENHOFF, der seit kurzem Leiter der Inlandsmission im Bund Freier evangelischer Gemeinden ist.
In dieser Ausgabe finden Sie eine größere Zahl an Rezensionen. Wir freuen uns über die Vielzahl anregender Publikationen und Kommentare aus freikirchlicher Perspektive und Feder oder zu relevanten Themen.
Dr. Michael Rohde (Schriftleitung)