2012, Heft 2 * Wort der Schriftleitung

Von „Spiritualität“ zu sprechen, gehört auch in evangelischen Kreisen mittlerweile zum werbenden, guten Ton. Dabei erfährt die Verwendung des Begriffs eine Inflation und Unschärfe. Seit den 1970er Jahren ist „Spiritualität auch im Protestantismus geradezu ein Modewort geworden, das umso hemmungsloser gebraucht wird, je weniger man auf den Sinn seines Gebrauchs reflektiert.“ (ULRICH KÖPF). Durch das THEOLOGISCHE GESPRÄCH möchten wir zu einer gehaltvollen und durchbaren Auseinandersetzung mit diesem Thema beitragen.

 

ARNE VÖLKEL hast bereits verschiedentlich zu Themen der praxis pietatis zur Feder gegriffen, beispielsweise in seinem Buch „Testfeld Leben. Theologie und Erfahrung – miteinander statt gegeneinander“ oder aktuell im Rahmen der Aktion „Glaube am Montag“. Er ist Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Dortmund und arbeitet freiberuflich als Seminarleiter mit dem Schwerpunkt Burnout-Prävention. In seinem Beitrag für diese Ausgabe reflektiert Völkel kritisch Kontext, Ausprägungen und Inhalt säkularer, christlicher und auch evangelikaler Spiritualität.

Im Fokus des Beitrags von THOMAS ILLG steht die Verbindung von Denken und Glauben, von akademischer Theologie und Frömmigkeit, am Beispiel lutherisch-orthodoxer Mediationsliteratur aus dem 17. Jahrhundert. Die Ausführungen können auch als ein Beitrag zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 gelesen werden, denn er zeigt historisch wie Johann Gerhard Basisthemen des christlichen Glaubens und Lebens für die Mediation aufbereitet und wünscht eine ähnliche niveauvolle Mediationsliteratur in der Gegenwart. Thomas Illg wurde 2010 an der Universität Hamburg mit einer Arbeit zu Johann Arndts Verständnis der imitatio Christi als Anleitung zu einem wahren Christentum zum Dr. theol. Promoviert. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg im Rahmen eines Editionsprojekts und ist seit Februar 2012 Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hamburg-Schnelsen.

In der Predigtwerkstatt befindet sich in dieser Ausgabe eine Kasualpredigt zum Thema Taufe, welche Pastor ULRICH WENDEL in einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde gehalten hat. Kommentiert wird diese von HENDRIK OTTO, Pastor einer Freien evangelischen Gemeinde. Beschäftigte sich die letzte Ausgabe des THEOLOGISCHEN GESPRÄCHS mit dem Thema Taufe durch Aufsätze, setzen wir mit diesen beiden Beiträgen die Auseinandersetzung damit in anderer Weise fort.

Der Rezensionsteil wird zukünftig vielfältiger gestaltet sein und wir können bereits in dieser Ausgabe drei Rezensionen abdrucken.

Dr. Michael Rohde (Schriftleitung)